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Podcast „PsychCast“ – Absetzen von Antidepressiva

Was bringt es psychologischen Psychotherapeut/innen, zwei ärztlichen Kollegen im Gespräch zuzuhören? Viel, kann man nach einigen Folgen dieses Podcasts zusammenfassen, denn hier werden komplizierte Themen aus dem Fach ärztliche/psychologische Psychotherapie und Psychiatrie behandelt ohne die Komplexität zu vernachlässigen. Dies kann interessierten Menschen hilfreich zur Seite stehen, aber speziell für Psycholog/innen ist Fachwissen zu Psychiatrie und medikamentöser Behandlung eine wichtige Ergänzung.

Speziell empfehlen möchte ich an dieser Stelle die Folge 25 „Absetzen von Antidepressiva“ aus dem Jahr 2016. Gemeinsam mit zwei betroffenen Laien bespricht Jan Dreher Themen wie Indikation, Meta-Analysen zu Absetzerscheinungen und das Recht des Patienten auf Selbstbestimmung. Es werden ehrliche Aussagen getroffen, z.B. dass die persönlichen Einstellungen eines Psychiaters die Empfehlungen bezüglich des Absetzens von Antidepressiva beeinflussen oder dass Psychiater ihren Patienten auch mal zeigen sollten, was sie nicht wissen. Nicht neu, aber immer wieder gut zu hören ist, dass physiologisch nicht der Serotoninspiegel die Depression bewirkt bzw. verändert, sondern dass die Veränderung des Serotoninspiegels in den synaptischen Spalten weitere Effekte anstößt, die in ihrer Wirkungsweise keineswegs erforscht sind. Dies zeigt, dass die medikamentöse Behandlung durch Antidepressiva eine Symptombehandlung darstellt, nicht kurativ ist und keinesfalls lebenslang eingesetzt werden sollte. Ein eher psychologisches Argument gegen einen allzu flächendeckenden Einsatz der Antidepressiva ist, dass auch entsprechend der depressiven Strukturanteile eines depressiv Erkrankten das Medikament dazu „verführt“, nun erst einmal auf die Wirkung des Medikaments zu warten statt die vielen anderen Bereiche zu bearbeiten, die für eine depressive Episode heilsam sein können, wie das Errichten und Beibehalten einer Tagesstruktur, innere und äußere Konflikte angehen und lösen (alleine oder psychotherapeutisch unterstützt), in körperliche Bewegung kommen, einen passenden Lebensrhythmus finden u.a. Etwas einfach macht es sich Jan Dreher, wenn er dem Patienten das Selbstbestimmungsrecht über das Nehmen und Absetzen von AD zuschreibt, dabei aber situative Faktoren nicht nennt, die eine solche freie und selbstbestimmte Entscheidung einschränken können.

Ergänzend dazu ist die medizinisch sehr genaue Podcastfolge „Antidepressiva“, man lernt die ärztliche Fokussierung kennen, die Herangehensweise an medikamentöse Behandlung sowie Gedanken zur Arztvariablen, und dankenswerterweise wird hervorgehoben, dass es in unseren Berufen um Heilkunst geht, und nicht nur um Biologie.

Die Themen des Podcast sind weit gefächert, über „Was macht ein guter Therapeut?“ über „Lügen und Betrügen“ und „Absetzen von Antidepressiva“ bis hin zu „Forensik“ und „Alkohol“. Produziert wird der Podcast von Dr. Jan Dreher und Dr. Alexander Kugelstadt, Fachärzte, sie sprechen zu zweit oder haben Gäste, und ihr Podcast changiert zwischen alltäglichen Betrachtungen und fundiertem medizinischen Wissen.

Die empfohlene Folge findet sich hier, die Website des Podcasts hier.