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„Seelsorge, Coaching, Psychotherapie“ – ein Dreiergespräch aus der Reihe Psychcast

Veröffentlicht am
Edith Buchhalter 2009

Ein Gespräch zwischen einer Seelsorgerin, einem Coach und einem Psychotherapeuten anzuhören, fand ich unmittelbar spannend. Nicht nur das, was gesagt wird, interessierte mich, sondern auch wie miteinander umgegangen wird, welche Atmosphäre entsteht und ob unter diesen Bedingungen etwas gesagt werden kann, was sonst nicht gesagt würde.

Inhaltlich ging es um Rahmenbedingungen, grundsätzliche Haltungen im Beruf und Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Vorgehensweise. Am meisten Freude machte mir die Frage, was denn die einzelnen in ihrer Arbeit gerne und gut machen, und zwar beide Aspekte zusammen: Was machst du, was sehr wirksam ist und dich mit dem Gefühl nach Hause gehen läßt, das war gut und hat Spaß gemacht? Dazu wird von den Beteiligten genannt: „Raum geben und halten“, „Annehmen“, dem „Gegenüber das Gefühl vermitteln, es sei in Ordnung“, als zweites „provokatives Irritieren eigener Bremsen“ oder „Thema wechseln beim Zirkulieren“, als drittes nennen alle das Ansprechen, Bestärken und Anwenden eigener Stärken und Ressourcen des Gegenübers. Gegen Ende war es in der wertschätzenden Dynamik des Dreiergesprächs auch möglich, Lachen und Humor zu nennen, oder Spaziergänge durch den Park, ganz ,ganz kleine Schritte besprechen oder eine Kerze anzünden.

Lange noch im Gedächtnis geblieben ist mir ein Bild, das die Seelsorgerin als wichtig für ihre Tätigkeit benannte, das Bild der Auferstehung Jesu. Besonders wirksam für die empathische Grundhaltung sei dabei der Satz: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, für weiteres Arbeiten das Wunder der Auferstehung selbst: Bei Sackgassen gibt es immer etwas, das passiert, das ich mir nicht vorstellen kann, eine unerwartete Tür, und da kann man gemeinsam hinschauen. Dass biblische Bilder hochwirksam sind, ist keine überraschende Ansicht, aber dies so zeitgemäß übersetzt zu hören war neu für mich. Und es entstand dabei die Frage: Welches Leit-Bild hat man als psychotherapeutisch Tätige/r von der eigenen Arbeit und wie unterscheidet sich dieses vom biblischen Bild? Oftmals begegnet mir – bei Kolleg/innen, aber auch in mir – das Bild von Machbarkeit, Magie, Zaubern, Verwandeln können. Ein sehr mächtiges Bild, aber es kann auch stark trennen, einer besitzt das Zauberwissen und ein anderer nicht. Darauf nimmt auch Jan Dreher Bezug, der in diesem Podcast äußert: „Ein bißchen Demut würde wahrscheinlich manchem Psychotherapeuten ganz gut tun“. Pointiert weist er damit darauf hin , dass man als Psychotherapeut erfahren ist mit seelischen Krankheiten, aber wie der einzelne Mensch jeweils mit seinen Problemen umgeht, das weiß er nicht besser als dieser Mensch selbst.

Insgesamt gibt der Podcast einen neuen Blick auf die eigene Arbeit, da man durch andere Augen schauen kann, aus angrenzenden Fachgebieten Anregungen erhält und vielleicht gelassener mit Überschneidungen umgehen kann.

Grit de Boer ist Pfarrerin im Krankenhaus und arbeitet in der Diakonie, Schwerpunkt Trauerbegleitung. Philipp Besch ist Dipl.-Pädagoge, mit Erfahrungen in der stationären und ambulanten Jugendhilfe ist er nun tätig in der Erwachsenenbildung und als Coach, einzel und in Unternehmen. Jan Dreher ist Psychiater, Psychotherapeut und Chefarzt einer Klinik in Krefeld.

Die Folge 92 des Psychcast findet man hier.